Die Notgeldausgaben des Kreises Torgau (2)

3. Die Notmünzen der Städte Torgau und Belgern
Bereits kurze Zeit nach Auslösung des 1. Weltkrieges machten sich erste Auswirkungen auch auf den Geldumlauf im Kreis Torgau bemerkbar. Am 07.08.1914 berichtete das Torgauer Kreisblatt über fehlendes Wechselgeld bei der Post, da von der Bevölkerung nur große Scheine zur Bezahlung ausgegeben wurden. In den folgenden Monaten erschienen weitere Artikel zum eingetretenen Kleingeldmangel sowie Aufrufe an die Bevölkerung zur Herausgabe des gehorteten Kleingeldes. Um Abhilfe zu schaffen, wurde in der öffentlichen Sitzung der Torgauer Stadtverordnetenversammlung vom 08.02.1917 ein Vorschlag des Magistrats beraten, Notmünzen aus Zink zu 10, 25 und 50 Pfennig mit einer Auflagenhöhe von je 10.000 Stück auszugeben. Als Kosten waren 600 Mark veranschlagt. Dem Vorschlag wurde zugestimmt, man beschloß jedoch, bei gleicher Auflagenhöhe die Wertstufen von 5, 10 und 50 Pfennig zu bestellen. Die Ausgabe der Münzen erfolgte bereits ab 22.03.1917 durch die Stadthauptkasse. Die Prägung führte die Prägeanstalt L. Chr. Lauer in Nürnberg aus, zur besseren Unterscheidung von den Reichsmünzen wurde eine 8-eckige Form gewählt.

Die Stücke haben folgenden Durchmesser:
5 Pf = 19,4 mm
10 Pf = 20,6 mm
50 Pf = 24,4 mm

Die Vorderseite zeigt das Torgauer Wappen mit der Umschrift “Stadt Torgau 1917″, die Rückseite die Wertzahl und die Umschrift “Kleingeldersatzmarke”.

Notgeldmünzen der Stadt Torgau 1917-1919

Notgeldmünzen der Stadt Torgau 1917-1919

Die ausgegebene Stückzahl führte zu keiner wesentlichen Verbesserung des Kleingeldumlaufes, so daß am 20.04.1917 beschlossen wurde, weitere 10.000 Stück zu 5 Pfennig, 25.000 Stück zu 10 Pfennig und 5.000 Stück zu 50 Pfennig zu beschaffen. Hinweise über die Ausgabe dieser 2. Auflage finden sich nicht in den Akten. Da jedoch die Stücke zu 5 und 10 Pfennig in 2 bzw. 3 Varianten mit geringen Abweichungen auftreten, ist erwiesen, daß mehrere Prägestempel aufgrund der größeren Auflagenhöhe angefertigt wurden.

Im Mai 1917 erschienen im Torgauer Kreisblatt mehrere Artikel, die auf eine baldige Einbeziehung der Reichsmünzen einschließlich des Gold- und Silbergeldes hinwiesen. Damit wollte man die Bevölkerung verunsichern und zur Herausgabe des gehorteten Geldes veranlassen, jedoch brachte das keinen Erfolg.

Am 10.01.1918 beschloß die Stadtverordnetenversammlung nochmals die Ausgabe von je 10.000 Zinkmünzen, da aber Zink nicht mehr zur Verfügung stand, erfolgt die Ausprägung in Eisen. Diese Stücke gleichen in der Ausführung den Zinkmünzen, auch die Jahreszahl 1917 wurde beibehalten, obwohl die Prägung erst 1918 erfolgte. Beschlüsse zur weiteren Neuausgabe der Eisenmünzen folgten am 31.05.1918 mit 5.000 Stück zu 5 Pfennig, 15.000 Stück zu 10 Pfennig und 10.000 Stück zu 50 Pfennig sowie am 13.03.1919 mit 50.000 Stück je Wertstufe. Ein weiterer Beschluß vom September 1919 gelangte infolge der hohen Prägekosten nicht mehr zur Ausführung, man ging jetzt zu billigerem Papiergeld über.

Außer den Notmünzen sind von Torgau noch zwei Marken bekannt, die für spezielle Zwecke ausgegeben wurden und zum numismatischen Randgebiet der Marken und Zeichen gehören:
— Runde Messingmarke, Durchmesser 19,7 mm, Vorderseite Wertzahl 10 und Aufschrift „Wert-Marke”, darunter eingeschlagen „K. H. R. R. 10 Torgau”, Rückseite Wertzahl 10
Diese Stücke wurden vermutlich in der Kantine des ehemaligen Reiterregimentes 10 als Wert- oder Pfandmarken verwendet.
— Runde Eisenmarke, Durchmesser 20,3 mm, in der Mitte gelocht (4 mm), Vorderseite Aufschrift „L. u. K. Torgau”, Rückseite Aufschrift „Münzmarke”
Diese Stücke wurden von den Licht- und Kraftwerken Torgau für die Benutzung der Gasautomaten ausgegeben, da die dafür notwendigen Groschen fehlten und außerdem damit auch Preiserhöhungen ohne Umstellung der Automaten möglich wurden.

Die Stadtverordnetenversammlung von Belgern beschloß gleichfalls im Jahr 1917 die Ausgabe von Notmünzen. Es wurden je 5.000 Stück in den Wertstufen zu 5, 10 und 50 Pfennig herausgegeben, die Prägung erfolgte aus Zink durch die Prägeanstalt L. Chr. Lauer in Nürnberg. Die Vorderseite enthält als Motiv den Roland von Beigern mit der Umschrift “Magistrat der Stadt Beigern 1917″, die Rückseite gleicht in der Ausführung den Torgauer Stücken. Die Münzen sind gleichfalls 8-eckig und haben folgenden Durchmesser:
5 Pf = 19,5 mm
10 Pf = 22,2 mm
50 Pf = 24,4 mm

Notgeldmünzen der Stadt Belgern 1917-1918

Notgeldmünzen der Stadt Belgern 1917-1918

Am 31.05.1918 beschloß man nochmals die Ausgabe von 5.000 Stück je Wertstufe. In der Ausführung gleichen diese der ersten Ausgabe, jedoch mußte als Material jetzt auch Eisen verwendet werden. Zusätzlich kam noch ein Stück zu 25 Pfennig zur Ausgabe, dieses ist abweichend zu den anderen Münzen rund mit einem Durchmesser von 23,2 mm, Vorder- und Rückseitenmotiv gleicht den anderen Stücken. Aufgrund der Häufigkeit der Eisenmünzen ist anzunehmen, daß noch weitere Ausgaben folgten, es liegen darüber jedoch keine Angaben vor.

Autoren:
Detlev Arlt und Fritz Walter

Quellenverzeichnis:
- P. Menzel, Deutsche Notmünzen und sonstige Geldersatzmarken 1873 bis 1932, Transpress-Verlag Berlin 1982
- H. Funk, Notgeldscheine 1914—1948 — Wesen und Erscheinungsformen, Kulturbund der DDR, Bezirksleitung Leipzig 1979
- A. Keller, Verschiedene Kataloge über deutsche Notgeldscheine, Battenberg Verlag München 1976—79
- Torgauer Kreisblatt und Torgauer Zeitung, Jahrgänge 1914 bis 1924
- Protokolle der Stadtverordnetenversammlungen Torgau und Dommitzsch 1914 bis 1924

Herausgeber:
Kulturbund der DDR
Gesellschaft für Heimatgeschichte
Fachgruppe Numismatik Torgau

Fotos:
Martin Etzroth, Belgern
Klaus Reddmann, Torgau

Klischees:
Interdruck Leipzig

Satz und Druck:
Druckerei Kopielski Torgau

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