Die Notgeldausgaben des Kreises Torgau (3)

4. Das Gefangenenlagergeld von Torgau
Die ehemalige Brückenschanze in Torgau, 1859 zum Brückenkopf und als Kaserne ausgebaut, sowie das Gefängnis Fort Zinna wurden sofort mit Kriegsbeginn als Offiziersgefangenenlager ausgebaut. Die Belegung begann schon im August 1914 und Ende September war das Lager mit 1100 Gefangenen, meist Franzosen, Belgier und Engländer, voll belegt. Die Gefangenen erhielten monatlich 60 bis 100 Mark Löhnung und mußten sich selbst versorgen. Für den Zahlungsverkehr im Lager wurde auf Veranlassung des IV. Armeekorps eigenes Lagergeld in 8 Wertstufen herausgegeben, der genaue Zeitpunkt läßt sich nicht mehr feststellen.

Die Scheine haben eine einheitliche Größe von 9,5×5,9 cm, der Druck erfolgte in schwarz einseitig auf weißes Wasserzeichenpapier mit folgenden farbigen Unterdruckstreifen:

  • Unterdruckstreifen senkrecht:
      5 Pfennig gelb
    1. 10 Pfennig hellblau
      50 Pfennig rosa
      1 Mark grau.
  • Unterdruckstreifen waagerecht:
      3 Mark hellgrauviolett
    1. 5 Mark hellgrün
      10 Mark ziegelrot
      20 Mark graublau.

Folgende Wasserzeichen treten auf:

  • diagonale Reichsdruckerei-Wellenlinien bei allen Wertstufen
  • Sechseckflechtwerk bei den Scheinen zu 5 Pfennig bis 1 Mark
  • Stern-Sechseckmuster bei den Scheinen zu 10 Pfennig, 1 und 10 Mark

Durch Verschmutzung während des langen Umlaufes gibt es Verfärbungen bis olivbraun, speziell bei den Scheinen zu 5 Pfennig, l und 5 Mark. Für den Umlauf im Lager wurden die Scheine mit einem violetten Faksimile-Stempel des Aufsichtsoffiziers versehen, folgende 2 Arten treten auf:

  • Stempel „Massow” (oder ähnlich) auf allen Wertstufen
  • Stempel „Lesser” mit Dienstrang auf 5 Pfennig bis 10 Mark.

Nach Kriegsende gelangte das Lagergeld kurzzeitig auch in der Stadt Torgau in Umlauf. Der am 7.11.1918 in Torgau gebildete Soldatenrat legte fest, daß sich die Offiziere bis zur Rückkehr in die Heimat tagsüber in der Stadt frei bewegen und das Lagergeld in Zahlung geben können. Eine Umwechslung für die Geschäftsleute erfolgte durch die Kassenverwaltung des Gefangenenlagers.

Autoren:
Detlev Arlt und Fritz Walter

Quellenverzeichnis:
- P. Menzel, Deutsche Notmünzen und sonstige Geldersatzmarken 1873 bis 1932, Transpress-Verlag Berlin 1982
- H. Funk, Notgeldscheine 1914—1948 — Wesen und Erscheinungsformen, Kulturbund der DDR, Bezirksleitung Leipzig 1979
- A. Keller, Verschiedene Kataloge über deutsche Notgeldscheine, Battenberg Verlag München 1976—79
- Torgauer Kreisblatt und Torgauer Zeitung, Jahrgänge 1914 bis 1924
- Protokolle der Stadtverordnetenversammlungen Torgau und Dommitzsch 1914 bis 1924

Herausgeber:
Kulturbund der DDR
Gesellschaft für Heimatgeschichte
Fachgruppe Numismatik Torgau

Fotos:
Martin Etzroth, Belgern
Detlev Arlt, Torgau
Klaus Reddmann (Bearbeitung), Torgau

Klischees:
Interdruck Leipzig

Satz und Druck:
Druckerei Kopielski Torgau

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